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Silvestervorbereitung für Hunde

Für manche Hunde sind plötzliche und laute Geräusche ein echtes Gräuel (was übrigens ganz normales hündisches Verhalten ist), während hingegen andere Hunde frohen Mutes und gutgelaunt die bunten Lichter am Himmel zum Jahreswechsel beobachten. 

Die Aussage: „Du darfst deinen Hunden nicht trösten, wenn er Angst hat, sonst wird er nur noch ängstlicher!“ ist mittlerweile als völliger Quatsch abgetan. Trost ist keine menschliche Erfindung, sondern findet seinen Ursprung in der Tierwelt. Der Fachausdruck lautet Social Support. Dr. Ute Blaschke-Berthold beschreibt es wie folgt:

 

„Social Support bedeutet, Gruppenmitgliedern in stressenden Situationen durch körperliche Nähe und Zuwendung zu helfen. Körperliche Nähe und Zuwendung durch Bindungspartner senkt Blutdruck, Herzfrequenz und Spiegel der Stresshormone, und hilft, beängstigende Situationen besser zu bewältigen. Würde Social Support zu einer Verschlimmerung von Angstzuständen führen, hätte sich dieses sozio-positive Verhalten im Verlauf der Entwicklungsgeschichte nicht erhalten können!Keine Gruppe kann es brauchen, dass ihre Mitglieder immer ängstlicher werden. Hundehalter sollten sich am Wissen über Sozialverhalten orientieren und ihren Tieren ausreichend Social Support geben, um ihnen durch die stressende Silvesterzeit zu helfen. Alles, was den Hund wirklich entspannt, ist Social Support und damit erlaubt. Ignorieren oder gar Wegschicken beschädigen die Beziehung zwischen Mensch und Hund, und sind darüberhinaus auch noch asozial!“

Quelle: http://cavecani.de/wissenswertes/hund-angst-nie-troesten-ammenmaerchen/

 

In akuten Angstzuständen ist es wichtig, deinen Hund zu trösten, nicht zu bemitleiden oder gar deine eigenen Ängste auf den Hund zu übertragen. Lass’ deinen Hund mit seiner Angst nicht alleine! Selbstverständlich können wir als Hundehalter unseren Hund schon lange vor Silvester gegen (eventuelle) Geräuscheangst vorbereiten. 

 

Geräuschverschönerungs-Training

Ziel ist, dass dein Hund laute Geräusche als Ankündigung für etwas Angenehmes empfindet.

 

Spielzeug: 

Biete deinem Hund in deinem Alltag gerne auch mal „laute Spielzeuge“ an. Das könnte zB. der Kong Wobbler sein oder eine PET-Flasche mit Leckerchen drin. Wenn dein Hund Spaß daran hat, so ein Spielzug durch die Gegend zu bewegen, wird es laut, aber schön für deinen Hund. Genau diese Verknüpfung kannst du damit erreichen. 

 

Donnerlecker-Übung:

Suche dir ein Wort aus, dass du möglichst freudig laut sagen magst. Beispiele könnten sein „Donnerlecker“, „Kekseparty“ oder „Jabberdabberdoo“, etc.

Dein Hund befindet sich in entspannter Stimmung in ablenkungsarmer Umgebung. Du hast jede Menge sehr hochwertiger Leckerbissen parat.

Sage dieses Wort, wenn dein Hund einigermaßen bis sehr aufmerksam ist und werfe ihm gleichzeitig 3 - 5 Leckerbissen direkt vor seine Füße. Wiederhole das 3 - 5 Mal. Mache dann eine Pause.

Ab dann „überraschst“ du deinen Hund mehrmals am Tag mit diesem Signal und den verlockenden Keksen im direkten Anschluss. Will sagen, gebe das Signal, wenn dein Hund diese Übung nicht erwartet. Wenn dein Hund dich auf das verbale Signal erwartungsfroh anschaut (bevor du die Kekse überhaupt rausgeholt hast), kannst du diese Übung auch auf deinen Spaziergängen machen. Überrasche deinen Hund gerne mehrmals täglich damit. Variiere am besten auch mal die Leckerbissen, so dass dein Hund nie sicher weiß, was du Wunderbares für ihn bereit hältst. Je höher die Leckerbissen-Qualität, desto größer der freudige Effekt bei deinem Hund.

Wenn du jetzt bei deinem Hund entdeckst, dass er auf ein plötzliches Geräusch hin, unsicher ist oder „fragend“ schaut, dann warte nicht, rufe laut und freudig dein Donnerlecker-Signal und werfe deine Leckerbissen. Höchstwahrscheinlich dreht sich dein Hund freudig zu dir um und frisst die Leckerbissen. Damit kannst du ihn aus der Sorge / Angst holen und verschönerst direkt noch das vorherige Geräusch. 

 

Geräuschgewöhnungs-Training

Hat dein Hund noch keine Angst vor Silvestergeräuschen, kannst du ihn mittels einer Geräusch-CD langsam darauf vorbereiten. Während dein Hund etwas Angenehmen macht oder bekommt, laufen im Hintergrund, auf leisester Lautstärke, Silvestergeräusche. Du könntest mit deinem Hund währenddessen spielen oder er sucht Futter in der Wohnung oder knabbert an einem Kauartikel… Hauptsache er hat Spaß dabei. Zu keinem Zeitpunkt sollte dein Hund Meideverhalten der Geräuschquelle gegenüber zeigen. Am nächsten Training kannst du dann die Lautstärke eine Stufe lauter machen (möglicherweise, kannst du die Geräusche noch gar nicht hören, aber dein Hund hört sie bereits). Diese Form der Geräuschgewöhnung dauert eine Weile, da man den Hund nicht überfordern darf und eignet sich eher schlecht für Hunde, die schon sehr ängstlich auf Silvestergeräusche reagieren, weil das schlimmstenfalls die Ängste verstärken könnte.

Das Training kann nur dann Erfolg haben, wenn dem Hund nach dem Geräusch etwas widerfährt, was er als positiv empfindet. Kopfstreicheln gehört nur sehr selten dazu. Mehr zum Kopfstreicheln findest du in diesem anschaulichen Video von Gerd Köhler.

  

 

Allgemeine Tipps

Etabliere für deinen Hund zu Hause eine sogenannte Ruhezone. Ein Ort, an dem sich dein Hund wohl fühlt und den er bei Unsicherheit oder Unruhe aufsuchen kann. Wähle dafür einen Ort, der abseits vom Trubel liegt. Schläft dein Hund mit dir im Schlafzimmer, ist dieser Raum schon mit Entspannung verknüpft. 

Mach ihm diesen Ort bequem, eventuell geht dein Hund auch gerne in eine Box, über welche du noch eine Decke hängen kannst, damit dein Hund sich in dieser „Höhle“ noch wohler fühlt. Gebe alle Snacks und Belohnungen für deinen Hund an diesem Ort. Er muss sie dort gar nicht unbedingt fressen. Aber diese Stelle ist der Quell alles Guten und sorgt dafür, dass dein Hund diese Stelle gerne und häufiger aufsucht. Wenn Hund sich in seiner Ruhezone befindet und entspannt ist, dann störe ihn nicht. Er braucht diese Ruhe dann gerade. 

Eventuell sucht sich dein ängstlicher Hund seine Ruhezone selbst aus zB. unter dem Bett oder im Badezimmer. Dann mache es ihm dort bequem und lass ihn. Bleibt er dort, fühlt er sich sicher, als woanders. 

 

Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Hund ängstlich reagiert, nimmst du ihn in der „lauten Jahreszeit“ am besten dauerhaft an die (Schlepp)Leine. In einer Panikreaktion kann dein Hund unkontrolliert weglaufen und findet schlimmstenfalls den Weg zurück nicht mehr. 

 

Ob dein Hund ängstlich ist, kannst du daran erkennen, welche körpersprachlichen Zeichen & Stresssignale er einsetzt und daran, ob sich sein normales Verhalten, bei plötzlichen Geräuschen verändert. Bei sprichhund.de wird dir hündisches Verhalten verständlich erklärt. 

 

Lass deinen Hund an Silvester nicht alleine. Auch nicht solche, die mit Silvester kein Problem haben. Sollte dein Hund doch Angst bekommen, während du nicht da bist, kann ein richtiges Trauma entstehen. Das kann soweit gehen, dass unser Hund auch noch nach Silvester gar nicht mehr alleine bleiben kann. Es macht Sinn, den Hund gut unterzubringen oder einfach mitzunehmen. Sehr ängstliche Hunde haben allerdings in unbekannten Situationen schon genügend Stress. Für solche wäre es besser, wenn du zu Hause bleibst.

 

Mit sehr ängstlichen Hunden kann man über Silvester an Urlaubsorte fahren, an denen kein Feuerwerk erlaubt ist. Oder man macht eine gemütliche Autofahrt auf der Autobahn, bis die Knallerei vorbei ist. Oder bucht sich ein Zimmer in einem Hotel am Flughafen, denn diese sind idR schallisoliert und dein Hund bekommt vom Jahreswechsel gar nichts mit. 

 

Wenn dein Hund letztes Silvester (oder auch bei Gewitter) unsicher, eingeschüchtert bis ängstlich auf dich wirkte, kannst du fest davon ausgehen, dass es kommendes Silvester noch schlimmer wird. Den unbehandelte Angst wird sich von ganz alleine immer weiter verschlimmern, bis hin zu Panik. Eventuell reicht das Training dann nicht und du brauchst weitere „Hilfsmittel“.

 

Wenn Training alleine nicht ausreicht!

Es kann sein, dass du deinen Hund erst kurz hast und er noch sehr ängstlich ist, wenig Erfahrungen in seinem Leben sammeln konnte oder sogar schlechte Erfahrungen gemacht hat. Vielleicht reicht ein Training alleine dann nicht oder hat nicht den gewünschten Erfolg. Es gibt verschiedene „Hilfsmittel“, die deinem Hund helfen können, entspannter zu werden.

 

Zusätzlich zum Geräuschverschönerungs-Training kannst du die konditionierte Entspannung aufbauen (Dauer 6 - 8 Wochen). Im Wesentlichen geht es darum, dass sich dein Hund auf ein bestimmtes Signal (oder Duft oder Objekt) hin entspannt. Kaum ein Hund würde bei dem Signal hin umfallen und einschlafen, aber man kann erreichen, dass der Hund wenigstens kurzeitig ansprechbar wird. So kann man dann weitere Hilfsmittel folgen lassen. 

 

Der Geschirrgriff ist ein universelles Abbruchsignal. Es kann helfen den Hund in einer Panikreaktion zu „beruhigen“ und ebenfalls „ansprechbar“ zu machen. Eine alternative Handlung kann dann vom Hund besser angenommen und ausgeführt werden.

 

Das Thundershirt ist so etwas wie ein relativ engsitzender Body für Hunde. Ähnlich wie das Körperband aus dem TellingtonTouch wird Oxytocin ausgeschüttet. Das wiederum ist ein Hormon, deren Anstieg ein wohliges Gefühl beim Hund (beim Mensch auch) auslöst. 

 

Auch Pheromone haben Einfluss auf die Emotion bei Mensch und Tier. Bei dem Adaptil-Halsband oder Stecker kann ein künstlich hergestelltes Pheromon beruhigend und entspannend auf den Hund (für Katzen: Feliway) wirken.

 

Als Nahrungsergänzung hat sich Vet-concept Relax Plus bewährt. Es beinhaltet unter anderem Tryptophan, welches ein Grundbaustoff für die Seretoninbildung im Gehirn ist. Seretonin wird schnell verbraucht und sorgt für Wohlempfinden beim Hund.

 

Rescue-Globoli für Notfall-Situationen können helfen, Schreckreize und stressige Situationen besser „zu verdauen“. Die Dosierung entspricht der von Menschen.

 

CBD Öl kann ebenfalls gegen Stress wirken. Das bekommst du mittlerweile in jeder Drogerie. Du kannst die Tropfen morgens und abends über das Futter geben. Die Tropfen gibt man als Kur, also 4 - 6 Wochen lang. 

 

Der RelaxoDog ist ein kleines Soundmodul, welches bestimmte Schallwellen produziert, die unwillkürlich entspannend auf deinen Hund wirken können. Bestenfalls lässt du den ein paar Tage lang immer wieder laufen, wenn dein Hund eh entspannt ist (zB. nachts) und nutzt ihn erst dann in aufregenden Situationen, um Entspannung bei deinem Hund hervor zu rufen.

 

Wenn dein Hund bekanntermaßen sehr ängstlich oder gar panisch an Silvester ist, scheue dich nicht, in Absprache mit deinem Tierarzt angstlösende Medikamente einzusetzen. Damit verschaffst du deinem Hund Erleichterung und kannst das nächste Jahr für Training nutzen. 

 

Denn nach Silvester ist vor Silvester! 😉

 

Je früher und kleinschrittiger du mit dem Training beginnst, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Kompetente HundetrainerInnen können dich auf dem Weg begleiten. Eine Übersicht meiner KollegInnen findest du hier nach PLZ sortiert. 

 

Ich wünsche dir viel Erfolg und Spaß beim Training 🍀

 

Vielen Dank, dass du diesen Artikel gelesen hast und deinen Hund unterstützen möchtest. Du darfst ihn gerne teilen, damit so viele Hunde, wie möglich, wenig bis keine Angst (mehr) an Silvester empfinden. Übrigens erhebt dieser Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern zählt lediglich die Maßnahmen und Hilfsmittel auf, die ich über die Jahre selbst ausprobiert habe und von denen andere Mensch-Hund-Teams ebenfalls positiv berichteten. 

 

Hab' einen möglichst entspannten Jahreswechsel!

 

Herzliche Grüße 

Daniela von HundGutAllesGut.de 

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Kommentare: 2
  • #1

    Meggi (Dienstag, 30 November 2021 14:58)

    Vielen herzlichen Dank für die Erklärungen und nützlichen Tipps! Toll!
    Folgendes möchte ich Noch dazu erwähnen:
    -adaptil: die Pheromone werden insbesondere in der Welpenphase gebildet. Hatte ein Hund eine unglückliche Welpenphase kann adaptil die Ängste verschlimmern. So hab ich es schon von mehreren HuHa gehört, die diese Erfahrung gemacht haben bzw der Hund machen musste.

    CBD-öl: auch da hab ich von HuHa gehört, das es eine gegenteilige unerwünschte Wirkung auf den Hund haben kann

    In jedem Fall denke ich, dass diese "Mittelchen" Zumindest vorneweg (also vor Sylvester) in kleiner Dosierung U mit genauer Beobachtung gegeben werden sollten. Sie können, denke ich, bei Unsicherheit unterstützen, sind nicht als einzige Massnahme geeignet, schon gar nicht bei starker Angst.

    Bei starker Angst können angstlösende Medikamente unterstützen, würde diesbezüglich Rat bei einem Verhaltenstierarzt (am besten mit Schwerpunkt Angst) suchen.

    Nochmal DANKE für den wichtigen Artikel! LG

  • #2

    Autorin (Mittwoch, 01 Dezember 2021 07:43)

    Hallo Meggi,

    lieben Dank für dein Feedback und deine Ergänzungen.

    Zum Adaptil würde ich gerne noch ergänzen, dass ich sehr wohl positive Auswirkungen bei Hunden mit "schlechter Kinderstube" beobachten konnte. Das schlimmste, was hierbei mal passierte, war, dass es keine sichtbare Verbessrung gab. Insofern würde ich sagen, dass es auch bei Tierschutzhunden mit ungenauer Herkunft einen Versuch wert ist.

    Liebe Grüße
    Daniela von HundGutAllesGut.de

 

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